Das Atelier von Lucien Clergue (1934-2014) im Herzen des südfranzösischen Arles ist bis heute ein lebendiges Zeugnis von Clergues Meisterschaft als künstlerischer Fotograf:
eine Fülle von Fotografien, Negativen und Kontaktabzügen, alle Objekte sorgfältig aufbewahrt. Und zugleich alles greifbar, um sofort weiter daran zu arbeiten, zu verfeinern, zu teilen.
Clergue war erst 27 als seine Arbeiten zum ersten Mal im MoMa New York ausgestellt wurden. 1969 war er Mitbegründer des Fotofestivals Rencontres d’Arles. 2015 fand posthum eine große Retrospektive in den Galeries Nationales du Grand Palais Paris statt.
Lucien Clergue malte mit der Kamera. Er schuf zeitlose Ikonen mit seinen Nus Zébrés und den Akten im Meer. Im Zusammenklang von Licht und Schatten auf den schönen Körpern kreierte er skulpturalen Posen, die so subtil und einfühlsam sind, dass sie wie ein stolzer Blick der Modelle auf sich selbst wirken.
Zeitlebens war Clergue als Künstler erfolgreich und erforschte die Natur, die Menschen, Architektur, Musik, Literatur. Dazu hatte er sich schon jung seine Meister gewählt: allen voran Pablo Picasso und Jean Cocteau, die ihm Zugang und Zuspruch gewährten. Im Jahr 2006 wurde im als erstem Fotografen die Ehrung der Académie des Beaux Arts zuteil. Zur feierlichen Ernennung entwarf ihm Christian Lacroix, wie Clergue in Arles geboren, die Robe und das Schwert.
Durch seine Leidenschaft hinter der Kamera, in der Dunkelkammer und bei der Anfertigung künstlerischer Bücher hat Clergue der Fotografie zur Anerkennung als künstlerisches Medium verholfen. Er erfand eine signifikante fotografische Bildsprache: berührend, faszinierend, malerisch, menschlich.